Relevanz des Themas
Umfang und Verfügbarkeit individueller molekulargenetischer Daten nehmen rapide zu. Häufig wird darin die Chance gesehen, Gene zu identifizieren, die bestimmte sozioökonomische Resultate wie Bildungsniveau und Geburtenhäufigkeit beeinflussen. Andere bezweifeln diesen positiven Nutzen oder erachten die Bedrohung der Privatsphäre als zu gravierend. Die neuere Forschung legt nahe, dass im Rahmen einer effektiven und verantwortungsvollen Nutzung genetischer Daten in der Tat wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung der Sozial- und Bildungspolitik gewonnen werden können.
Wichtige Resultate
Pro
Genetische Daten tragen dazu bei, die Gründe für unterschiedliche sozioökonomische Ergebnissen besser zu verstehen.
Das Verständnis genetisch geprägter Einflussfaktoren erleichtert eine zielgenauere Politikgestaltung.
Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass genetisch beeinflusste Resultate wie Fettleibigkeit je nach vorherrschenden äußeren Einflüssen in verschiedenen Geburtenkohorten sehr unterschiedlich ausfallen können.
Unterschiede in der genetischen Vererbung zwischen vollständigen biologischen Geschwistern bieten eine neue Informationsquelle zur Abschätzung kausaler Effekte.
Contra
Die Forschung konnte bislang meist nur einfache, aber keine kausalen Zusammenhänge zwischen einzelnen genetischen Faktoren und sozioökonomischen Ergebnissen aufzeigen.
Für die meisten genetischen Faktoren lässt sich nur eine sehr geringe Größenordnung der Effekte nachweisen.
Die Verwendung genetischer Daten schafft Bedenken hinsichtlich der Verletzung von Privatsphäre und Menschenrechten.
Die Verfügbarkeit genetischer Daten kann die Entscheidungsfindung beeinflussen und möglicherweise zu einer Diskriminierung aufgrund von Genotypen führen.