Der Wandel der Arbeit in Mittel- und Osteuropa

Restrukturierung und Weiterbildung beugen Jobpolarisierung vor, lassen Staaten aber anfällig werden für arbeitssparende Automatisierung.

Institute for Structural Research (IBS), Poland, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

In aufstrebenden Volkswirtschaften, deren Erfolg wesentlich vom Übergang von einfach qualifizierter Beschäftigung zu Jobs im mittleren Qualifikationsbereich abhängt, kann die Polarisierung des Arbeitsmarktes zu einem gravierenden Problem werden. Wie sich in Mittel- und Osteuropa gezeigt hat, können strukturelle Reformen und zusätzliche Bildungsanstrengungen dieser Polarisierung entgegenwirken: Sie erleichtern den Schritt von manueller zu kognitiver Arbeit und beugen der Aushöhlung des mittleren Beschäftigungssegments vor. Allerdings hat dies auch zu einem hohen Anteil kognitiver Routinejobs geführt, die künftig von Automatisierung bedroht sein dürften.

Veränderungen der Arbeitsinhalte in
                        Mittel- und Osteuropa

Wichtige Resultate

Pro

Analysen der Arbeitsinhalte von Jobs führen zu einem besseren Verständnis von Berufsfeldveränderungen.

In Mittel- und Osteuropa stehen strukturelle Anpassungen und Bildungsreformen in Einklang mit dem Wandel der beruflichen Anforderungen.

Restrukturierungen haben einen Übergang von manuellen zu kognitiven Tätigkeiten ausgelöst.

Die Ausweitung der Hochschulbildung hat den Anteil von kognitiver Nicht-Routine-Arbeit steigen lassen.

Die Verlagerung zu höherqualifizierter Arbeit hat den Schwund an manuellen Tätigkeiten im mittleren Qualifikationsbereich überkompensiert und Jobpolarisierung verhindert.

Contra

Der Bedeutungsrückgang manueller Arbeit hat das Arbeitslosigkeitsrisiko vieler Arbeitskräfte vergrößert.

Anders als in anderen entwickelten Volkswirtschaften, haben in Mittel- und Osteuropa kognitive Routine-Arbeitsinhalte stark zugenommen.

Mit der Zahl der Akademiker ist auch der Routineanteil ihrer Arbeitsinhalte gewachsen.

Kognitive Routine-Jobs sind besonders anfällig für technologische Rationalisierung.

International fehlt es noch an länderspezifischen Erhebungen zu den sich wandelnden Arbeitsinhalten.

Kernbotschaft des Autors

Die Umstrukturierungen in Mittel- und Osteuropa im Verlauf der 1990er Jahre haben eine Verlagerung von manueller zu kognitiver Arbeit ausgelöst. Die Zunahme akademischer Bildung hat die kognitiven Nicht-Routine-Arbeitsinhalte wachsen lassen. Gleichzeitig wurde eine Jobpolarisierung vermieden: Die Zahl von routineintensiven Arbeitsplätzen blieb konstant oder stieg sogar an. Allerdings nimmt damit das Risiko der Verdrängung dieser Jobs durch weiteren technischen Fortschritt zu. Die Transformationsstaaten sollten neben der umfassenden Weiterqualifizierung auch den Erwerb von Kompetenzen in den Informationstechnologien fördern.

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