Der Rückgang der Akkordarbeit

In den hoch entwickelten Industrienationen ist die Akkordarbeit deutlich zurückgegangen – aus gutem Grund?

University of Stirling, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Akkordarbeiter erhalten einen festen Stücklohn für die geleistete Arbeitsmenge. In die Lohnhöhe fließen auch die Kosten für die Überwachung der Produktion mit ein. Anders verhält es sich bei Stundenlohnarbeitern, deren Bezahlung zumindest kurzfristig nicht von der Produktionsmenge abhängt. Vom 18. bis ins späte 20. Jahrhundert waren diese beiden Lohnmodelle im verarbeitenden Gewerbe und der industriellen Fertigung vorherrschend. Inzwischen ist der Akkordlohn in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften fast vollständig durch Stundenlöhne oder andere Formen leistungsabhängiger Vergütung abgelöst worden. Wie kam es dazu, und ist die Entwicklung womöglich zu weit gegangen?

Anteil männlicher Akkordarbeiter und Verdienstunterschiede in britischen Ingenieurs- und Metallbetrieben

Wichtige Resultate

Pro

Akkordarbeit eignet sich für Produktionsformen mit geringen Überwachungskosten und langen Fertigungslinien.

Bei großen Leistungsunterschieden innerhalb der Belegschaft können sich Stücklöhne für das Unternehmen auszahlen.

Bei Fachkräftemangel können Unternehmen ihre Leistungsträger mit Stücklöhnen eher halten.

Der Stücklohn korreliert positiv mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Stücklöhne erfordern keine subjektive Beurteilung der Arbeitsleistung.

Contra

Veränderte Produktlinien und neue Technologien erschweren die Verhandlung von Stücklöhnen.

Die Ergebnisse von Teamarbeit sind kaum auf individueller Basis zu messen und zu entlohnen.

Akkordarbeit eignet sich nicht für Produktionsformen mit „versteckten“ Prozessinnovationen.

Just-in-Time-Produktion verringert die Notwendigkeit, den individuellen Output zu maximieren.

Akkordarbeit verleitet Beschäftigte dazu, ihr Wissen um effizientere Arbeitsabläufe für sich zu behalten.

Kernbotschaft des Autors

Bis in die späten 1960er Jahre war Akkordarbeit im produzierenden Gewerbe der Industrienationen üblich. Diese Vergütungsform war für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in mancherlei Hinsicht vorteilhaft und führte zu höheren Produktivitäts- und Lohnsteigerungen als vergleichbare Stundenlohnarbeit. In den letzten fünfzig Jahren ist die Akkordarbeit jedoch dramatisch zurückgegangen. Zu den Gründen zählen Fortschritte bei Produktionsmethoden und -technologien sowie die niedrigen Arbeits- und Produktionskosten in Schwellenländern. Es spricht wenig dafür, dieser Entwicklung durch politische Maßnahmen entgegenzuwirken, da die Nachteile der Akkordarbeit heutzutage klar überwiegen.

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