Der Ertrag von Sprachkompetenzen in Transformationsökonomien

Englischkenntnisse bringen Vorteile, doch auch Russisch bleibt von Wert

Curtin University, Australia

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Relevanz des Themas

In vielen Transformationsländern leitete der Zusammenbruch des Kommunismus Reformen der Fremdsprachenpolitik ein, um sich der Welt zu öffnen. Für die ökonomischen Perspektiven der Individuen bieten solche Reformen Vorteile, da Fremdsprachenkenntnisse die Produktivität stärken oder Produktivitätsvorteile signalisieren können. Studien belegen positive Arbeitsmarkteffekte aufgrund von neu erworbenen Englischkenntnissen nach dem Übergang zur Marktwirtschaft. Allerdings bleiben auch gute Russischkenntnisse ökonomisch wertvoll – ihre Verdrängung durch eine nationalistische Sprachenpolitik kann zu einem Verlust wirtschaftlicher Chancen führen.

Bevölkerungsanteile mit Kenntnissen
                        mehrerer Fremdsprachen (Südkaukasus)

Wichtige Resultate

Pro

In den Transformationsökonomien werden gute Englischkenntnisse stark nachgefragt.

Russischkenntnisse sind in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion weiterhin ein wichtiges Humankapital, das die Arbeitsmärkte entsprechend honorieren.

Die Arbeitsmarkterträge guter Sprachkenntnisse sind in Berufen mit hohen Kommunikationsanforderungen und komplexen Aufgaben besonders hoch.

Sprachkenntnisse und anderes Humankapital ergänzen einander: Hochqualifizierte (Männer) profitieren stärker von einem guten Fremdsprachenniveau.

Contra

In einigen Transformationsländern gibt es auffallende Geschlechterunterschiede bei den Arbeitsmarkterträgen von Sprachkenntnissen.

Eine nationalistische Sprachenpolitik kann den Arbeitsmarkterfolg von Minderheiten in mehrsprachigen Gesellschaften beeinträchtigen.

Sprachkenntnisse können zu negativen Arbeitsmarkterträgen führen, insbesondere wenn die Qualität des angebotenen Unterrichts schwankt.

Der Effekt von Sprachkenntnissen lässt sich nur schwer von der Wirkung weniger beobachtbarer Merkmale (z.B. angeborene Fähigkeiten) abgrenzen.

Kernbotschaft des Autors

Der ökonomische Nutzen von Sprachkenntnissen ist allgemein anerkannt. Empirisch lässt sich zeigen, dass der Aufbau von Englischkompetenzen positive Arbeitsmarkteffekte in den Transformationsländern zur Folge hatte, während in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion auch Russisch von hohem Wert bleibt. Andererseits können Benachteiligungen und Kosten entstehen, falls Sprachkompetenzen einen Minderheitenstatus signalisieren oder sprachspezifische Unterschiede in der Bildungsqualität bestehen. Solche Kosten müssen politisch einkalkuliert werden, wenn es um Reformen oder die Bevorzugung von Landessprachen gegenüber dem Russischen geht.

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