Neue Wege zur Schließung der Qualifikationslücke

Ein besseres Verständnis der Qualifikationslücke hilft bei der Entwicklung geeigneter Politikmaßnahmen

University of Warwick, UK

University of Warwick, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Der empirischen Forschung zufolge ließe sich die wirtschaftliche Produktivität durch eine bessere Abstimmung von Angebot und Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen deutlich steigern. Diesen Zusammenhang hat auch die Politik erkannt. In den meisten Ländern konzentrieren sich die Maßnahmen zur Schließung der bestehenden Qualifikationslücke jedoch auf die Angebotsseite, also die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit wird der Nachfrageseite geschenkt, insbesondere den Lohnbildungsprozessen in Unternehmen.

Aufgliederung potenzieller Ursachen der
                            Qualifikationslücke

Wichtige Resultate

Pro

Eine Analyse der OECD-Länder zeigt, dass 4% der Arbeitnehmer für ihre aktuelle Tätigkeit unterqualifiziert und 10% überqualifiziert sind.

Dieser Mismatch hat großen Einfluss auf Produktivität und Löhne.

Die Fehlqualifikation von Berufseinsteigern ist mit dauerhaften Lohnnachteilen verbunden.

Eine Lösung des Mismatch-Problems könnte rezessionsbedingte Arbeitsplatzverluste um ein Drittel reduzieren.

Contra

Während individuelle Produktivitätseinbußen durch Fehlqualifikation zuverlässig geschätzt werden können, bleiben die aggregierten Produktivitätseffekte weitgehend spekulativ.

Schätzungen der Mismatch-Arbeitslosigkeit sind mit erheblichen methodischen Problemen verbunden.

Neuere Studien legen nahe, dass es nicht allein auf bessere Qualifizierung ankommt, sondern die Nachfrageseite (z.B. Lohnanpassungen an die relative Knappheit von Qualifikationen) eine ebenso wichtige Rolle spielt.

Befunde für die USA zeigen, dass der geografische Mismatch kaum Einfluss auf Produktivität und Arbeitslosigkeit hat.

Kernbotschaft des Autors

Angesichts der bedeutenden Auswirkungen auf Produktivität und Arbeitslosigkeit sollte die Schließung der Qualifikationslücke hohe wirtschaftspolitische Priorität haben. Meist wird dieses Phänomen primär als Fachkräftemangel wahrgenommen, dem die Politik durch Reformen der Bildungs- und Ausbildungssysteme begegnen will, während zu wenig Augenmerk auf die Prozesse der Lohnbildung gerichtet wird. Hohe Bildungsinvestitionen bleiben jedoch ineffektiv, wenn sich die relative Knappheit bestimmter Qualifikationen nicht im Lohnniveau widerspiegelt. Dann nämlich werden Arbeitnehmer ihre Fähigkeiten dort einsetzen, wo sie den höchsten „Preis“ erzielen, und nicht dort, wo sie am dringendsten benötigt werden.

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