Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftslage und Gesundheit

Während Rezessionen nehmen Selbstmorde und psychische Probleme zu, doch die Gesamtsterblichkeit geht tendenziell zurück

Anglia Ruskin University, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Rezessionen beeinflussen die individuelle Gesundheit und gesundheitsrelevante Verhaltensweisen durch diverse komplexe, teils gegenläufige Mechanismen. Während es bei schlechter Wirtschaftslage vermehrt zu psychischen Problemen bis hin zum Selbstmord kommt, geht die Sterblichkeit insgesamt sogar tendenziell zurück. Da Studien auf individueller bzw. Länderebene mitunter widersprüchliche Ergebnisse liefern, sind allgemeingültige Politikempfehlungen nicht leicht daraus abzuleiten. Regionale Muster in den Daten können jedoch Hinweise auf gezielte gesundheitspolitische Maßnahmen liefern, mit denen sich die die negativen Folgen von Rezessionen abfedern lassen.

Rückgang der Gesamtsterblichkeit und Zunahme der Selbstmorde bei steigender Arbeitslosigkeit

Wichtige Resultate

Pro

Umfangreiche Untersuchungen auf Länderebene zeigen, dass die Sterblichkeit während Rezessionen abnimmt (die Menschen leben also länger).

Während Rezessionen haben Menschen potenziell mehr Zeit, einen gesunden Lebensstil zu pflegen.

Die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle geht während Rezessionen zurück.

Einige Studien deuten darauf hin, dass das Stigma der Arbeitslosigkeit in wirtschaftlich schlechten Zeiten abnimmt.

Contra

Zahlreiche Studien auf individueller Ebene zeigen, dass Rezessionen der psychischen Gesundheit insbesondere von Geringverdienern schaden.

Die Selbstmordrate scheint in Rezessionen zu steigen.

Rezessionsbedingte Einkommensverluste verringern die Investitionen in gesundheitsfördernde Güter und Dienstleistungen.

Sparmaßnahmen einschließlich Kürzungen bei den Sozialleistungen betreffen vor allem Langzeitarbeitslose und andere benachteiligte Bevölkerungsgruppen.

Kernbotschaft des Autors

Studien zu den Gesundheitseffekten wirtschaftlicher Rezessionen liefern teils widersprüchliche Ergebnisse. Die Zunahme von psychischen Problemen und Selbstmorden sollte der Politik jedoch Ansporn genug sein, noch intensiver auf eine rasche konjunkturelle Erholung hinzuarbeiten. Vor allem sollte berücksichtigt werden, dass die Gesundheit bestimmter Bevölkerungsgruppen besonders unter einer schlechten Wirtschaftslage leidet. Sozialpolitische Maßnahmen wie Arbeitsmarktprogramme, Schuldenerleichterungen sowie der Zugang zu medizinischen und psychosozialen Diensten sollten daher im Vordergrund stehen, wenn es darum geht, gesundheitliche Schäden durch Rezessionen abzuwenden.

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