Offshoring und Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland

Standortverlagerungen haben nur einen geringen Nettoeffekt auf die inländische Beschäftigung und sorgen eher für deren Aufwertung

LSE, UK, University of Bologna, Italy, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Die Folgen der Verlagerung von Unternehmensstandorten ins Ausland (Offshoring) sind komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint, der einfache Verdrängungseffekte zulasten einheimischer Arbeitnehmer nahelegt. Offshoring-Effekte umfassen auch neue Marktzugänge und verringerte Produktionskosten. Damit kann der Betrieb effizienter werden, seine Produktion ausweiten und neue Beschäftigung auch im Inland schaffen. Diese neuen Arbeitsplätze beinhalten dann häufig anspruchsvollere Aufgaben. Das zeigt sich an der positiven Relation zwischen dem Anteil ausgelagerter Jobs und den wachsenden kognitiven und interaktiven Arbeitsinhalte der inländischen Beschäftigten.

Offshoring und Arbeitsplatz-Aufwertung im Inland (Verarbeitendes Gewerbes, USA, 2000-2007)

Wichtige Resultate

Pro

Offshoring verschafft inländischen Firmen Zugang zu ausländischen Märkten und reduziert die Produktionskosten.

Damit werden Effizienz- und Produktionssteigerungen möglich, die zusätzliche Beschäftigung im Inland schaffen können.

Ausgelagerte Jobs erfordern kognitive Fähigkeiten und Kommunikation meist in geringerem Umfang als inländische Arbeitsplätze – Offshoring trägt so zur Aufwertung der Aufgabenbereiche inländischer Arbeitnehmer bei.

Offshoring hat nur einen begrenzten Nettoeffekt auf die inländische Beschäftigung.

Contra

Offshoring kann zu Arbeitsplatzverlusten im Inland führen.

Offshoring wirkt nur dann positiv auf die inländische Beschäftigung, wenn die Effizienzgewinne so groß sind, dass sie die Gesamtbeschäftigung deutlich steigern.

Ob die Ausweitung der Beschäftigung groß genug ist, ist aufgrund von bislang unzureichenden Daten ungewiss.

Job-Aufwertungen im Inland setzen voraus, dass die Beschäftigten die erforderlichen Qualifikationen mitbringen oder sich aneignen – das kann zur Polarisierung von Jobs und Einkommen beitragen.

Kernbotschaft des Autors

Offshoring-Entscheidungen finden unter Marktzugangs- und Effizienzgesichtspunkten statt. Auch wenn Arbeitsplatzverluste im Inland eintreten, ist der Nettoeffekt in der Regel sehr begrenzt und geht mit einer Aufgabenaufwertung für inländische Arbeitnehmer einher. Weil damit höhere Qualifikationsanforderungen verknüpft sind, kann sich hinter einem geringfügigen Nettoeffekt allerdings ein nennenswerter Polarisierungseffekt auf dem inländischen Arbeitsmarkt verbergen. Inländische Beschäftigte sollten deshalb dabei unterstützt werden, sich die entsprechenden, nicht leicht substituierbaren Kompetenzen anzueignen, um die sich bietenden Chancen nutzen zu können.

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