Lohnbenachteiligungen von Müttern versus Bevölkerungspolitik?

Politikmaßnahmen mit dem Ziel höherer Geburtenraten können durch Lohndiskriminierung von Müttern konterkariert werden

University of Kent, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Der Lohnnachteil von Müttern bezeichnet die Differenz der Löhne von Müttern und Frauen ohne Kinder, die nicht durch Unterschiede in den Humankapitalmerkmalen und der Arbeitsmarkterfahrung erklärt werden kann. Als Teil des Lohngefälles zwischen den Geschlechtern kann diese Lohndiskriminierung die Kosten der Kinderbetreuung nach oben treiben und politische Initiativen unterminieren, die – wie etwa in vielen postsozialistischen Staaten Osteuropas – eine rückläufige Geburtenentwicklung aufhalten wollen.

Lohnkluft zwischen den Geschlechtern bei
                        Mutterschaft (25-44-Jährige Frauen)

Wichtige Resultate

Pro

Die postsozialistischen Länder Osteuropas verzeichnen ungeachtet kostspieliger pronatalistischer Politik weiterhin niedrige Geburtenraten.

Lohnbenachteiligungen von Müttern setzen die Fertilität herab.

Die Lohnachteile liefern eine Erklärung für die Unwirksamkeit von Baby-Subventionen.

Politische Maßnahmen zur Verringerung der Lohnbenachteiligung von Müttern und der Lohnkluft zwischen den Geschlechtern dürften wirksamer sein als Subventionen der Kinderbetreuung.

Der institutionelle Wandel in den postsozialistischen Staaten könnte die Lohnbenachteiligung von Müttern künftig noch verschärfen.

Contra

Aufgrund methodischer Probleme ist ein Vergleich von Schätzergebnissen zum Lohnnachteil von Müttern nicht ohne weiteres möglich.

Ein direkter Nachweis der Auswirkungen von Lohnnachteilen auf die Fruchtbarkeit lässt sich nicht erbringen.

Die Wirksamkeit alternativer Maßnahmen zur Verringerung der Lohnbenachteiligung ist noch nicht ausreichend erforscht.

Hinweise auf die Rolle institutioneller Faktoren stammen bislang überwiegend aus entwickelten und nur wenigen postsozialistischen Ländern.

Kernbotschaft des Autors

Überlegungen zu Politikreformen mit dem Ziel, die Geburtenraten zu erhöhen, kommen nicht ohne die Analyse von Lohnnachteilen für Mütter aus. Diese Lohndiskriminierung macht einen signifikanten Teil der Lohnkluft zwischen Frauen und Männern aus. Die in vielen postsozialistischen Staaten praktizierte Strategie, Bonuszahlungen bei Geburt eines Kindes zu leisten, erzielt vor diesem Hintergrund faktisch keine Wirkung. Effektiver dürften Politikmaßnahmen sein, die der Lohnbenachteiligung von Müttern auf andere Weise entgegenwirken – etwa in Form öffentlicher Kinderbetreuungsangebote und angemessener Dauer der Elternzeit in Verbindung mit Kampagnen zur Müttererwerbstätigkeit.

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