Chinas Ein-Kind-Politik und ihre sozioökonomischen Folgen

Eine strikte Geburtenpolitik wirkt sich auf alle Aspekte des Wirtschaftslebens aus

National University of Singapore, Singapore, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Das 20. Jahrhundert erlebte die Geburt der modernen Familienplanung. Im Jahr 1979 initiierte China mit seiner „Ein-Kind-Politik“ ein besonders rigoroses Programm zur nationalen Geburtenkontrolle. Trotz seiner Bedeutung hat es die Wissenschaft bislang aufgrund von Dateneinschränkungen noch nicht umfassend analysieren können. Dennoch wird deutlich, wie stark die bis Ende 2015 praktizierte Ein-Kind-Politik die chinesische Wirtschaft und Gesellschaft über die Geburtenentwicklung hinaus geprägt hat.

Ein-Kind-Politik: Höhe der Bußgelder in
                        chinesischen Provinzen

Wichtige Resultate

Pro

Die Einführung der Ein-Kind-Politik erfolgte mit regionalen und ethnischen Unterschieden; Analysen dieser natürlichen Variation machen die empirischen Ergebnisse sehr zuverlässig.

Beförderungsanreize für lokale Amtsträger begünstigten die strikte Politikumsetzung vor Ort.

Die Ein-Kind-Politik hat das Bevölkerungswachstum in China verlangsamt; die Größenordnung ist jedoch umstritten.

Bestrebungen, unter der Regie der Ein-Kind-Politik dennoch weitere Kinder zu haben, führten zu politisch unerwünschten Nebeneffekten in Form von mehr gemeldeten Zwillingsgeburten und mehr Eheschließungen innerhalb der Han-Minderheit.

Contra

Es gibt keine belastbaren Hinweise, dass die Ein-Kind-Politik zu einer verstärkten Humankapitalbildung im Sinne traditioneller Quantität-Qualität-Mechanismen beigetragen hat.

Bisherige Studien analysieren primär kurzfristige, nicht aber verzögerte und Langzeiteffekte; das erschwert evidenzbasierte Empfehlungen für die künftige Politikgestaltung.

Die Ein-Kind-Politik hat zu einem demografisch unausgewogenen Geschlechterverhältnis, erhöhter Kriminalität und wachsender Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik geführt.

Kernbotschaft des Autors

Chinas Ein-Kind-Politik war wohl das bis heute größte soziale Experiment der Menschheitsgeschichte. Die Verhaltensreaktionen auf diesen Politikeingriff bieten wichtige Einsichten auch für andere Studien zu Regierungshandeln, Arbeits- und Entwicklungsökonomie. Bisherige Analysen deuten darauf hin, dass eine niedrigere Geburtenrate, ein höherer Anteil männlicher Säuglinge und ein gestiegenes Humankapital der betroffenen Geburtenkohorten wohl auf die Ein-Kind-Politik zurückgeführt werden kann. Allerdings sind viele Aspekte noch nicht ausreichend erforscht, so etwa die langfristigen Wirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg im gesamten Lebensverlauf.

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