Relevanz des Themas
Das 20. Jahrhundert erlebte die Geburt der modernen Familienplanung. Im Jahr 1979 initiierte China mit seiner „Ein-Kind-Politik“ ein besonders rigoroses Programm zur nationalen Geburtenkontrolle. Trotz seiner Bedeutung hat es die Wissenschaft bislang aufgrund von Dateneinschränkungen noch nicht umfassend analysieren können. Dennoch wird deutlich, wie stark die bis Ende 2015 praktizierte Ein-Kind-Politik die chinesische Wirtschaft und Gesellschaft über die Geburtenentwicklung hinaus geprägt hat.
Wichtige Resultate
Pro
Die Einführung der Ein-Kind-Politik erfolgte mit regionalen und ethnischen Unterschieden; Analysen dieser natürlichen Variation machen die empirischen Ergebnisse sehr zuverlässig.
Beförderungsanreize für lokale Amtsträger begünstigten die strikte Politikumsetzung vor Ort.
Die Ein-Kind-Politik hat das Bevölkerungswachstum in China verlangsamt; die Größenordnung ist jedoch umstritten.
Bestrebungen, unter der Regie der Ein-Kind-Politik dennoch weitere Kinder zu haben, führten zu politisch unerwünschten Nebeneffekten in Form von mehr gemeldeten Zwillingsgeburten und mehr Eheschließungen innerhalb der Han-Minderheit.
Contra
Es gibt keine belastbaren Hinweise, dass die Ein-Kind-Politik zu einer verstärkten Humankapitalbildung im Sinne traditioneller Quantität-Qualität-Mechanismen beigetragen hat.
Bisherige Studien analysieren primär kurzfristige, nicht aber verzögerte und Langzeiteffekte; das erschwert evidenzbasierte Empfehlungen für die künftige Politikgestaltung.
Die Ein-Kind-Politik hat zu einem demografisch unausgewogenen Geschlechterverhältnis, erhöhter Kriminalität und wachsender Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik geführt.