Lohndiskriminierung gegenüber Frauen

Hängt die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern mit der Intensität des Wettbewerbs auf den Arbeitsmärkten zusammen?

Leuphana University of Lüneburg, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Weltweit gibt es deutliche Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen. Ein Teil dieser Entgeltlücke lässt sich damit erklären, dass weibliche Arbeitnehmer andere Eigenschaften aufweisen und andere Jobmerkmale bevorzugen als ihre männlichen Kollegen, was sich auch in Produktivitätsunterschieden widerspiegelt. Die verbleibende Lohndiskrepanz wird üblicherweise auf vorurteilsbedingte Diskriminierung durch die Arbeitgeber zurückgeführt. Neuere Studien deuten jedoch darauf hin, dass es sich vielmehr um monopsonistische Lohndiskriminierung handeln könnte. Das heißt, die Arbeitgeber nutzen ihre Verhandlungsmacht gegenüber Frauen aus.

Möglicher Anteil (%) monopsonistischer
                        Lohndiskriminierung an der unerklärten Entgeltlücke

Wichtige Resultate

Pro

Empirischen Befunden zufolge könnte monopsonistische Lohndiskriminierung für einen Großteil der unerklärten Entgeltlücke ursächlich sein.

Wird monopsonistische Lohndiskriminierung als solche erkannt, lässt sich mit einer Reihe von Maßnahmen gegensteuern, die die Verhandlungsposition von Frauen stärken.

Gleichstellungsgesetze können für Lohnsteigerungen ohne Beschäftigungseinbußen bei Frauen sorgen.

Contra

Arbeitgeber profitieren von Lohndiskriminierung gegen Frauen, wenn deren Arbeitsangebot nur in geringem Maße vom erzielbaren Lohn abhängt.

Da monopsonistische Lohndiskriminierung die Unternehmensgewinne steigert, dürfte sie weit verbreitet und persistent sein.

Bislang mangelt es an fundierten Erkenntnissen zu den Bestimmungsfaktoren der geringeren „Lohnempfindlichkeit“ von Frauen.

Auch ist wenig darüber bekannt, inwieweit Arbeitgeber ihre Verhandlungsmacht tatsächlich ausnutzen (können).

Kernbotschaft des Autors

Internationale Studien deuten darauf hin, dass ein Großteil der unerklärten Lohnlücke zwischen den Geschlechtern aus einem unvollständigen Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt resultiert. „Monopsonistische“ Lohndiskriminierung entsteht, wenn Arbeitgeber den Umstand ausnutzen, dass Frauen weniger lohnempfindlich sind, also ihr Arbeitsangebot nicht in gleichem Maße wie Männer vom Lohnangebot des jeweiligen Arbeitsgebers abhängig machen. Da Lohndiskriminierung die Unternehmensgewinne steigert, wird sie durch die Marktkräfte begünstigt. Die Politik kann über explizite Gleichstellungsgesetze hinaus sinnvoll gegensteuern, indem sie die Flexibilität und damit die Verhandlungsposition von Frauen stärkt, etwa durch den Ausbau der Kinderbetreuung oder flexiblere Arbeitszeitregelungen.

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