Spätere Mutterschaft, Arbeitsmarkt und Gesellschaft

Ein später realisierter Kinderwunsch sorgt für eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen, kann jedoch die Geburtenraten verringern

University of Milan, Italy, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

In den letzten Jahrzehnten ist das Durchschnittsalter von Frauen zum Zeitpunkt der ersten Geburt deutlich gestiegen. Die Verschiebung der Mutterschaft hat nicht nur für die Mütter, sondern auch für Gesellschaft und Volkswirtschaft erhebliche Bedeutung. Forschungsergebnisse zeigen überwiegend, dass die Verschiebung der ersten Geburt zwar die Erwerbsbeteiligung und das Einkommen der Mütter erhöht, aber vor allem dann negative Auswirkungen auf die Geburtenhäufigkeit haben kann, wenn es an unterstützenden familienfreundlichen Politikmaßnahmen mangelt.

Spätere Mutterschaft und steigende
                        Erwerbsbeteiligung von Frauen, 1995-2011

Wichtige Resultate

Pro

Die Verschiebung des Kinderwunsches hilft Frauen dabei, mehr Berufserfahrung zu sammeln und ihr Humankapital aufzuwerten.

Eine spätere Mutterschaft sorgt für eine größere Arbeitsmarktnähe von Frauen und steigert ihre Löhne.

Eine familienfreundliche Politik kann die negativen Auswirkungen der Verschiebung der Geburten auf die Gesamtfruchtbarkeit abschwächen.

Das Einfrieren von Eizellen und In-vitro-Befruchtung kann Frauen dabei helfen, ihren Kinderwunsch auch in späteren Lebensjahren zu verwirklichen.

Contra

Die Verschiebung der Mutterschaft kann negative Auswirkungen auf die Gesamtfruchtbarkeitsrate von Frauen haben.

Die kausalen Zusammenhänge verschobener Mutterschaften lassen sich aufgrund unbeoachtbarer Charakteristika nur schwer beurteilen.

Zu den Auswirkungen der Familienpolitik auf die Beschäftigungs- und Einkommensbenachteiligung von Müttern fehlt es bislang an ländervergleichenden Studien.

Auch zu den unbeabsichtigten Folgen späterer künstlicher Befruchtung – etwa in Form noch späterer Mutterschaft – liegen noch zu wenige Analysen vor.

Kernbotschaft des Autors

Die zeitliche Verlagerung der Mutterschaft kann sich für Frauen ökonomisch positiv auswirken, indem sie vor der ersten Geburt ihr Humankapital vergrößern, ihre Erwerbsbeteiligung intensivieren und ihr Einkommen steigern können. Umgekehrt kann dies die Realisierung von (weiteren) Kinderwünschen verhindern. Empirisch lässt sich zeigen, dass eine Verschiebung der Mutterschaft die Arbeitsmarktnähe deutlich erhöht, zugleich aber die Wahrscheinlichkeit vergrößert, weniger Kinder zu haben. Hier sollte die Familienpolitik ansetzen: durch öffentliche Kinderbetreuungsangebote, finanzielle Anreize für Firmen, die betriebliche Angebote schaffen, sowie durch Elternzeitprogramme, die die Kinderbetreuungsaufgaben gerechter auf Väter und Mütter verteilen.

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