Ethnische Enklaven und wirtschaftliche Integration

Die Qualität der Netzwerke beeinflusst den Arbeitsmarkterfolg von Neuzuwanderern

Ifo Institute, Germany, FBK-IRVAPP, Italy, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Immigranten sind in der Regel nicht gleichmäßig in den Aufnahmeländern verteilt, sondern neigen dazu, ethnische Nachbarschaften zu bevorzugen. Erklärt sich hieraus die anhaltende Kluft zwischen den Beschäftigungsquoten und Einkommen von Zuwanderern und Einheimischen? Empirische Studien belegen, dass der Lebensmittelpunkt in einer ethnischen Enklave zu Einkommenssteigerungen führen kann. Noch ist unklar, ob überwiegend geringqualifizierte Migranten davon profitieren und die Beschäftigungswahrscheinlichkeit begünstigt wird. Es zeigt sich jedoch, dass die Effekte eher auf die „Qualität“ der Enklave (Bildung, Einkommen, Beschäftigung) als auf deren Größe zurückgehen.

Beschäftigungsquoten von Zuwanderern (15-64) im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung, 2012-2013

Wichtige Resultate

Pro

Studien zur Flüchtlingsverteilung deuten darauf hin, dass das Leben in Enklaven mit höheren Einkommen verbunden ist.

Zuwanderer profitieren hinsichtlich Einkommen und Beschäftigungsmöglichkeiten primär von der Qualität einer Enklave, nicht von deren Größe.

Einigen Studien zufolge sind für geringqualifizierte Immigranten die Vorteile der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Enklave am größten.

Contra

Es gibt keinen Beleg dafür, dass die Größe einer Enklave die Beschäftigungsquoten erhöht.

Enklaven können die Beschäftigungschancen hochqualifizierter Immigranten verringern.

Sind ethnische Netzwerke von geringer Qualität, kann dies den Arbeitsmarkterfolg begrenzen.

Wie lange es dauert, bis sich die Qualität einer Enklave auf das Einkommen von Migranten auswirkt, ist noch nicht eindeutig erforscht.

Die vorliegenden Studien beziehen sich meist auf Flüchtlinge, während es bislang kaum Analysen für Arbeitsmigranten gibt.

Kernbotschaft des Autors

Aus theoretischer Sicht ist offen, ob ethnische Enklaven die ökonomischen Eingliederungschancen limitieren oder aber Migranten dabei helfen, sich dank eines besseren Zugangs zu Informationen und Arbeitsplätzen erfolgreicher zu integrieren. Empirische Belege deuten darauf hin, dass Zuwanderer, die sich in ethnischen Enklaven niederlassen, ein höheres Einkommen erzielen können – primär hängt dies von der Qualität des ethnischen Netzwerks ab. Eine Politik, die Anreize für Neuzuwanderer schafft, sich in Regionen mit relativ hohen Beschäftigungsquoten und hohem Bildungsniveau innerhalb der eigenen ethnischen Gruppe niederzulassen, kann ihre Integration in den Gesamtarbeitsmarkt fördern.

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