Relevanz des Themas
Die Armutseffekte höherer Mindestlöhne in Entwicklungsländern hängen von den Merkmalen der jeweiligen Arbeitsmärkte ab. Mindestlöhne gelten für Beschäftigte im formellen Sektor, die jedoch in den meisten Entwicklungsländern nur eine Minderheit der Erwerbsbevölkerung stellen. Entscheidend ist daher, ob durch Mindestlöhne Jobs im formellen Sektor verloren gehen, ob Mindestlohnempfänger in armen Haushalten leben, wie konsequent die Mindestlöhne durchgesetzt werden, welche Auswirkungen dies auf informelle Arbeitskräfte hat – und ob soziale Sicherungssysteme existieren.
Wichtige Resultate
Pro
Bei nur geringen Jobverlusten im formellen Sektor dürfte eine Anhebung des Mindestlohns die Armut verringern.
Das Armutsrisiko sinkt ebenfalls, wenn sich höhere Mindestlöhne auch auf den informellen Sektor übertragen.
Armut wird auch dann verringert, wenn Mindestlohnempfänger aus einkommensschwachen Haushalten stammen.
Soziale Sicherungssysteme können negative Effekte hoher Mindestlöhne auf die Wiederbeschäftigungschancen arbeitsloser Geringverdiener abfedern.
Contra
Wenn höhere Mindestlöhne zu Jobverlusten im formellen Sektor führen, verfehlen sie ihre Wirkung.
Gleiches gilt, wenn Mindestlohnregelungen nicht auch einen Großteil der informell beschäftigten Arbeitskräfte abdecken.
Wenn Zweitverdiener aus wohlhabenden Haushalten einen höheren Mindestlohn erhalten, wird Armut nicht reduziert.
Wo der Mindestlohn zu Jobverlusten führt und zugleich zur Einstellungshürde wird, dürfte die Armut ohne geeignete soziale Sicherung eher zu- als abnehmen.