Beeinflusst die Schuldauer die langfristige Gesundheit?

Konsistente Belege für gesundheitliche Vorteile durch längere Schulpflicht lassen sich schwer finden

University College Dublin, Ireland

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Relevanz des Themas

Ein statistischer Zusammenhang zwischen Bildungsdauer und besserer Gesundheit ist seit langem bekannt, doch mangels experimenteller Daten tat sich die Forschung lange schwer, einen ursächlichen Effekt zu ermitteln. Inzwischen sind in vielen Ländern Schulreformen wie die Verlängerung der Schulpflicht in Kraft getreten, die als „natürliches Experiment“ genutzt werden können, um Kausaleffekte zu identifizieren. Bisher ist allerdings festzustellen, dass die Reformen nur geringe Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit haben.

Lebenserwartung in Abhängigkeit vom Bildungsniveau (Europa, 2010 bzw. verfügbares Jahr)

Wichtige Resultate

Pro

Reformen der Schulpflicht gestatten die Messung von kausalen Zusammenhängen zwischen Bildung und Gesundheit (z.B. verringerte Mortalität und Morbidität).

Einige Studien deuten darauf hin, dass Schulreformen in einigen Fällen gesundheitliche Vorteile erbracht haben.

Ältere Untersuchungen auf Basis von Ländervergleichen ermitteln einen Kausaleffekt aufgrund des späteren Beginns schwerer körperlicher Erwerbsarbeit durch eine längere Schuldauer.

Es gibt Hinweise auf einen Effekt von Schulpflichtreformen auf die kognitiven Funktionen und ein geringeres Auftreten von Demenzerkrankungen.

Contra

Solide Forschungsdesigns auf guter Datengrundlage ergeben keinen kausalen Zusammenhang zwischen Schulreformen und Gesundheit.

In den meisten Industriestaaten sind die Voraussetzungen, unter denen Schulpflichtreformen die Gesundheit verbessern, kaum mehr gegeben.

Werden reformierte Schulgesetze nicht befolgt, sind Auswirkungen auf die Gesundheit allenfalls begrenzt zu erwarten.

Die Gesundheitswirkungen scheinen lokal und kontextspezifisch, also nicht generalisierbar zu sein

Die empirischen Belege sind nicht eindeutig genug, um positive Gesundheitswirkungen von Schulreformen antizipieren zu können.

Kernbotschaft des Autors

Änderungen der Mindestschuldauer erlauben es, kausale Zusammenhänge zwischen Bildung und Gesundheit zu untersuchen. Die Forschung ist jedoch zu widersprüchlichen Resultaten gelangt – während einige Studien auf eine längere Lebenserwartung und ein geringeres Demenzrisiko hindeuten, ermitteln andere Analysen keinen kausalen Effekt. Die Unterschiedlichkeit der Ergebnisse dürfte auf Faktoren wie Reformzeitpunkt, Datenqualität und Forschungsdesign zurückgehen. In jedem Fall ist nicht davon auszugehen, dass Schulpflichtreformen zwangsläufig gesundheitliche Vorteile mit sich bringen.

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