Rohstoffschocks und ökonomisches Verhalten

Schwankungen der Rohstoffmärkte gestatten Analysen zur Reaktion auf veränderte Arbeitsmarktkonstellationen

University of Chicago and NORC at the University of Chicago, USA, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Im Kontext der weltweit zunehmenden sozialen Ungleichheit sind die Folgen einer sich ändernden Nachfrage nach einfach qualifizierter Arbeit von großer Bedeutung. Starke Schwankungen auf den internationalen Rohstoffmärkten wirken sich ebenso markant auf die lokalen Arbeitsmärkte in der Rohstoffgewinnung und die dort Erwerbstätigen aus. Hier lässt sich deshalb gezielt analysieren, wie – durchweg männliche – Geringqualifizierte auf besser oder schlechter werdende Arbeitsmarktchancen reagieren, angefangen von ihrer Einkommenssituation bis hin zu Bildungsaktivitäten, Familienstatus, Gesundheit und Wahlverhalten.

Relatives Einkommen in Bergbauregion (Pike
                        County) im Vergleich zum US-Durchschnitt während Kohleboom und -krise

Wichtige Resultate

Pro

Schwankende Rohstoffmärkte haben unmittelbare, lokal begrenzte Konsequenzen für die rohstoffgewinnenden Arbeitsmärkte und ihre Beschäftigten; diese Konstellation schafft ein ergiebiges Feld für die experimentelle Forschung.

Preisänderungen auf den Märkten für natürliche Rohstoffe gehen nicht auf lokale Ursachen zurück; so lassen sich kausale Zusammenhänge an anderer Stelle identifizieren.

Schwankende Rohstoffmärkte liefern eine vergleichsweise präzise Variation, weil die genaue Quelle von Expansion oder Kontraktion bestimmt werden kann und die Schocks besonders stark ausgeprägt sind.

Contra

Ein Rohstoffboom kann eine sogenannte „niederländische Krankheit“ auslösen und Entwicklungen in anderen Wirtschaftssektoren verzögern oder beschleunigen.

Die Rohstoffgewinnung wird überwiegend von geringqualifizierten Arbeitskräften geleistet; daraus resultieren spezifische Problemstellungen.

Das Vorhandensein natürlicher Rohstoffe kann zu langfristigen Verzerrungen auf den lokalen Arbeitsmärkten führen, die die externe Validität eines wissenschaftlichen Experiments beeinträchtigen können.

Die Analyse von Rohstoffschocks trägt wenig dazu bei, Strategien zur Wiederbeschäftigung von geringqualifizierten Arbeitskräften zu finden.

Kernbotschaft des Autors

Schocks auf den Rohstoffmärkten führen zu starken Nachfrageschwankungen, die sich unmittelbar auf die rohstoffgewinnenden Regionen und ihre Arbeitsmärkte auswirken. Verhaltenseffekte im Hinblick auf Bildung, Fruchtbarkeit, Inanspruchnahme öffentlicher Unterstützung, Heiratsquoten, Wahlverhalten, Bereitstellung öffentlicher Güter vor Ort und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen sind Gegenstand der Forschung. Deren aktueller Stand erlaubt noch keine konkreten politischen Empfehlungen. Generell würden geringqualifizierte Beschäftigte in der Rohstoffgewinnung von Maßnahmen profitieren, die ihren Wechsel in andere Jobs nach Ende eines Rohstoffbooms unterstützen.

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