Alternde Gesellschaften und Migration

Ältere emigrieren seltener, doch ihre Mobilität könnte unter dem Einfluss des demografischen Wandels künftig zunehmen

University of Modena and Reggio Emilia, Italy, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Die weltweiten gesellschaftlichen Alterungsprozesse könnten perspektivisch zu einem weniger intensiven Migrationsgeschehen führen, da die Wanderungsbereitschaft mit dem Lebensalter abnimmt. Eine veränderte Arbeitsnachfrage infolge des demografischen Wandels könnte diesen Effekt noch verstärken. Auf der anderen Seite dürfte sich die Mobilität von nicht mehr im Erwerbsprozess stehenden Menschen ebenso verstärken wie die Migration von Spezialisten in der Seniorenbetreuung. Die steigende Lebenserwartung macht die Emigration der eigenen Kinder für viele Ältere problematisch.

Binnenmigration in den USA nach Alter, 1995-2000

Wichtige Resultate

Pro

Aufgrund besserer Gesundheit und gestiegener Lebenserwartung nach Renteneintritt könnte sich die (Rückkehr-)Migration von Älteren verstärken.

Bei der Migration Älterer spielen auch nicht-ökonomische Motive eine erhebliche Rolle.

Finanztransfers von ins Ausland migrierten Familienangehörigen könnten einen Beitrag zur Entschärfung von Pflege- und Armutsrisiken unter Älteren leisten.

Der demografische Wandel dürfte die Mobilität von Pflegefachkräften deutlich intensivieren.

Contra

Die gesellschaftliche Alterung verstärkt den Effekt mit dem Alter abnehmender Wanderungsbereitschaft und könnte die Migration reduzieren.

Der demografische Wandel könnte die Arbeitsnachfrage und den Bedarf an Migranten verringern.

Die Emigration ihrer Kinder könnte Ältere in größere Abhängigkeit institutioneller Betreuung bringen oder Armut hervorrufen.

Verringert sich die Migration, haben die Alterungsprozesse eine noch stärkere Auswirkung auf Herkunfts- und Zielländer.

Kernbotschaft des Autors

Die Wechselwirkungen zwischen Demografie und Migration werden von immer größerer Bedeutung, weil die Alterungsprozesse an Dynamik gewinnen. Die Migrationsbereitschaft kann insgesamt gedämpft werden, wenn Ältere einen immer größeren Bevölkerungsanteil ausmachen. Andererseits kann aufgrund der steigenden Lebenserwartung bei besserer Gesundheit auch der gegenteilige Effekt eintreten. Herkunifts- und Zielländer müssen sich auf beide Szenarien vorbereiten. Altersgerechte Zuwanderungs- und Integrationsangebote, vor allem aber die Portabilität von Rentenansprüchen und angemessene Betreuungsangebote stehen dabei im Mittelpunkt.

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