Rechtfertigen steigende Bildungsrenditen „Helikopter“-Elternschaft?

Die große Bedeutung von Bildungserfolg sorgt dafür, dass immer mehr Eltern einen intensiven Erziehungsstil pflegen

Northwestern University, USA, and IZA, Germany

Yale University, USA

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Relevanz des Themas

Eltern pflegen heute meist einen viel intensiveren Erziehungsstil als noch vor einigen Jahrzehnten. Sie verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern, unterstützen sie stärker bei den Hausaufgaben und legen größeren Wert auf den Bildungserfolg. Dieser Trend hat auch eine Kehrseite in Form ungleicher Erziehung: Besser gebildete Eltern mit hohem Einkommen haben ihre Erziehungsinvestitionen am stärksten erhöht, was zu einer wachsenden „Erziehungskluft“ in der Gesellschaft führt. Diese Entwicklung kann die soziale Mobilität verringern und die zunehmende Ungleichheit weiter verschärfen, so dass sich die Frage nach politischen Handlungsoptionen stellt.

Wöchentliche Kindererziehungszeiten von
                        Müttern in ausgewählten Ländern

Wichtige Resultate

Pro

Die Intensivierung elterlicher Betreuung verläuft zeitlich parallel zu Trends wachsender Ungleichheit und steigender Bildungserträgen.

Der größte Zuwachs an elterlicher Erziehungszeit entfällt auf bildungsorientierte Aktivitäten wie Hausaufgabenhilfe.

Intensive elterliche Betreuung ist in Ländern mit hoher Ungleichheit stärker verbreitet.

Intensive Erziehungsstile sind mit höheren Bildungsabschlüssen der Kinder und sozialer Aufwärtsmobilität verbunden.

Contra

Eltern, die ihre Kinder zu Höchstleistungen antreiben, vermitteln seltener andere Werte wie Unabhängigkeit oder Kreativität.

Eine intensive Erziehung kann den Druck auf Kinder erhöhen und womöglich zu Angstzuständen und Depression beitragen.

Die gestiegenen elterlichen Investitionen in den Bildungserfolg ihrer Kinder sind auf der sozioökonomischen Skala ungleich verteilt.

Diese einkommens- und bildungsabhängige „Erziehungskluft“ kann anhaltende Ungleichheit und eine zu geringe soziale Mobilität hervorrufen.

Kernbotschaft des Autors

Wachsende Ungleichheit und hohe Bildungsrenditen haben die Anforderungen an Eltern erhöht, ihre Kinder auf eine zunehmend wettbewerbsorientierte Welt vorzubereiten. Auch wenn eine intensivere elterliche Betreuung als eine rationale Entscheidung verstanden werden kann, geht sie mit Tradeoffs einher. Engmaschiger betreute Kinder haben weniger Raum, um Unabhängigkeit und Kreativität zu entwickeln, die Zahl der Jugendlichen, die unter Angstzuständen und Depressionen leiden, ist gestiegen, und die wachsende Erziehungskluft zwischen den Eltern kann die soziale Mobilität behindern. Einige dieser negativen Auswirkungen könnten durch eine Politik vermieden werden, die der zunehmenden Chancenungleichheit entgegenwirkt.

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