Sind Immigranten gesünder als Einheimische?

Der Vorteil einer besseren Gesundheit nimmt mit der Aufenthaltsdauer im Zielland ab

Bar-Ilan University, Israel, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Die Anti-Immigrations-Rhetorik unterstellt oft, dass Einwanderer Krankheiten „mitbringen“ und somit die Gesundheit der einheimischen Bevölkerung gefährden. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall, wie umfassende empirische Studien der letzten Jahrzehnte belegen: Bei ihrer Ankunft im Zielland sind Immigranten in aller Regel gesünder als Einheimische. Dieser für Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Gesellschaft vorteilhafte Effekt nimmt jedoch mit der Aufenthaltsdauer ab – der Gesundheitszustand von Zuwanderern gleicht sich immer mehr demjenigen der Einheimischen an oder fällt sogar schlechter aus.

Anfänglich besserer Gesundheitszustand von Immigranten als Einheimischen (Selbsteinschätzung)

Wichtige Resultate

Pro

Einwanderer verfügen zu Beginn ihres Aufenthalts im Zielland über die bessere Gesundheit – mit positiven Gesamteffekten.

Neuzuwanderer bringen oft gesündere Lebensgewohnheiten wie körperliche Aktivität, kalorienarme Ernährung, enge familiäre Bindungen oder gesundheitsfördernde kulturelle Faktoren mit.

Immigration bietet einen experimentellen Rahmen, um abweichende Auswirkungen von Umweltfaktoren auf Krankheiten und Gesundheitsunterschiede zwischen ethnischen Gruppen zu untersuchen.

Gute Gesundheit begünstigt alle Lebensbereiche einschließlich des Arbeitsmarkterfolgs.

Contra

Der anfängliche Gesundheitsvorteil von Immigranten nimmt mit der Zeit ab und gleicht sich demjenigen der einheimischen Bevölkerung an.

Die abweichenden Konstellationen zwischen Einwanderern und Einheimischen fallen je nach Herkunfts- und Zielland, aber auch nach Geschlecht und berücksichtigten Gesundheitskennziffern sehr unterschiedlich aus.

Selbsteinschätzungen des Gesundheitszustandes können ein falsches Bild vermitteln.

Statistische Analysen können nach unten verzerrt sein, weil sie kranke Zuwanderer, die in ihr Herkunftsland zurückkehren, nicht berücksichtigen.

Kernbotschaft des Autors

Zuwanderung trägt zur Verbesserung des Gesundheitsstatus im Zielland bei, da neu einreisende Immigranten über eine im Durchschnitt bessere Gesundheit verfügen. Im Verlauf der Anpassung an die Lebensverhältnisse des Aufnahmelandes verschlechtert sich der Gesundheitszustand von Immigranten allerdings. Selbsteinschätzungen scheinen über die Unterschiede im Gesundheitsstatus zwischen Einwanderern und Einheimischen belastbar Auskunft zu geben. Da eine gute Gesundheit alle Lebensbereiche einschließlich der Erwerbstätigkeit positiv beeinflusst, sind zusätzliche, auf die Bedürfnisse von Immigranten abgestimmte Gesundheitsdienste sinnvoll. Sie können die negativen Auswirkungen der Akkulturation von Zuwanderern auf ihre Gesundheit ebenso verringern wie die Kosten der Gesundheitsfürsorge.

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