Armut von Frauen und Ungleichheit im Haushalt: eine besondere Problematik in Transformationsstaaten Updated

Ungleiche Ressourcenverteilung in den Familien birgt für Frauen ein erhöhtes Armutsrisiko

University of Trento, Italy, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Der Übergang von einer Plan- zur Marktwirtschaft geht mit größerer ökonomischer Unsicherheit einher. Davon sind Frauen oftmals besonders negativ betroffen, weil sie im Vergleich zu Männern in dieser Umbruchphase mit höherer Wahrscheinlichkeit ihren Arbeitsplatz verlieren. Auf diese Weise reduziert sich nicht allein das verfügbare Haushaltseinkommen, sondern vielfach auch die innerfamiliäre Verhandlungsposition der Frauen und damit ihre Lebenszufriedenheit. Sind die Haushaltsressourcen ungleich verteilt, ist die Armut von Frauen tendenziell stärker ausgeprägt als sie sich mit üblichen Messverfahren ermitteln lässt.

Verteilungsdichte des Pro-Kopf-Verbrauchs und des Verbrauchs innerhalb der Haushalte in Albanien

Wichtige Resultate

Pro

Besser gebildete Frauen haben eine stärkere innerfamiliäre Verhandlungsposition und einen höheren Anteil an den verfügbaren Haushaltsressourcen.

Frauen mit stabiler innerfamiliärer Position widmen sich intensiver der Erziehung von Töchtern und können so zu einer nachhaltigen Stärkung der Rolle von Frauen in einer Gesellschaft beitragen.

Vor dem Systemumbruch zur Marktwirtschaft waren Frauen in den sozialistischen Staaten in Bildung und Erwerbsbeteiligung deutlich besser positioniert und damit innerhalb der Familien weit eher gleichberechtigt als während der Transformationsphase.

Eine geringere Lohnkluft zwischen den Geschlechtern und eine verstärkte Erwerbsbeteiligung kann innerfamiliäre Ungleichheit und Armutsrisiko reduzieren.

Contra

Infolge der Transformation haben Frauen mit größerer Wahrscheinlichkeit als Männer ihre Jobs verloren – dies hat ihre Position in den Familien geschwächt und das Haushaltseinkommen schrumpfen lassen.

Budgetengpässe und hohe Arbeitslosigkeit haben in den Transformationsländern zu einer Familienpolitik geführt, die Frauen von eigener Erwerbsbeteiligung tendenziell abgehalten hat.

Die innerfamiliäre Ungleichheit zwischen Männern und Frauen hat im Verlauf der Transformation eher noch zugenommen. Deshalb dürfte das faktische Ausmaß der Armut von Frauen in den betroffenen Staaten weit größer sein als es von den offiziellen, auf Haushaltsebene ermittelten Statistiken vermittelt wird.

Kernbotschaft des Autors

Die Benachteiligung von Frauen in Transformationsländern bei Erwerbsbeteiligung, Entlohnung und Bildung hat die geschlechtsbezogene Ungleichheit in den Haushalten und das Armutsrisiko von Frauen wachsen lassen. Politische Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungs- und Arbeitsmarktteilhabe von Frauen können Armut und Ungleichheit entgegenwirken: Zu den Politikoptionen zählen ein erleichterter Zugang zu Kinderbetreuungsmöglichkeiten und eine individuelle Einkommensbesteuerung. Unternehmen sollten finanzielle Anreize erhalten, um Frauen in Führungspositionen zu beschäftigen. Der Zugang von Frauen zu Bildungsgängen im mathematisch-naturwissenschaftlichen und technischen Bereich sollte gefördert werden.

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