Gesetzlicher Kündigungsschutz – soziale Errungenschaft oder Produktivitätsbremse?

Die Politik muss den Arbeitnehmerschutz mit effizienter Ressourcenverteilung und Produktivitätswachstum in Einklang bringen.

OECD, France, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Gesetzliche Regelungen zur Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen sollen Arbeitnehmer vor unfairer Behandlung durch Arbeitgeber schützen sowie die mangelnde private Versicherbarkeit von Jobverlusten abfedern und betriebsspezifisches Humankapital erhalten helfen. Da Kündigungsschutz jedoch für Unternehmen bei veränderter Nachfrage und technologischem Fortschritt die Anpassungskosten erhöht, kann er auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze bremsen, was sowohl dem effizienten Einsatz von Arbeitskräften als auch dem Produktivitätswachstum abträglich ist.

Kündigungsschutz für unbefristet
                        Beschäftigte, 2013

Wichtige Resultate

Pro

Kündigungsschutz verhindert, dass Arbeitnehmer der Willkür ihrer Arbeitgeber ausgesetzt sind.

Kündigungsschutz reduziert das Entlassungsrisiko, das auf dem freien Markt praktisch nicht versicherbar ist.

Kündigungsschutz unterstützt eine langjährige Betriebszugehörigkeit, was sowohl der Mitarbeiteridentifikation als auch der betrieblichen Weiterqualifizierung förderlich ist.

In Ländern ohne Arbeitslosenunterstützung kann eine garantierte Abfindungszahlung die Qualität der Jobsuche entlassener Arbeitnehmer steigern.

Contra

Aufgrund hoher Personalanpassungskosten behindert ein strenger Kündigungsschutz die Erschließung neuer Technologien und Märkte.

Kündigungsschutz erschwert es Volkswirtschaften, ihre Arbeitskräfte auf die produktivste Weise einzusetzen.

Die Liberalisierung von befristeten Verträgen unter Beibehaltung einer strengen Regulierung von unbefristeten Verträgen trägt zur Segmentierung des Arbeitsmarktes bei.

In Entwicklungs- und Schwellenländern wird der Kündigungsschutz oft nicht konsequent durchgesetzt und deckt viele Arbeitskräfte im informellen Sektor nicht mit ab.

Kernbotschaft des Autors

Empirischen Studien zufolge bremst ein strikter Kündigungsschutz die gesunde Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt und führt zu Einbußen bei Produktivität und Wachstum, da das Arbeitskräftepotenzial nicht optimal genutzt wird. Von einer effizienteren Verteilung profitieren auch die Arbeitnehmer insgesamt durch höhere Reallöhne und bessere Karrierechancen. Allerdings droht in manchen Fällen eine längere Arbeitslosigkeitsdauer und geringere Lohnaussichten im Anschlussjob. Eine Reform des Kündigungsschutzes sollte daher Teil eines Gesamtpakets sein, dass die Arbeitsmarktflexibilität fördert, zugleich aber im Falle eines Arbeitsplatzverlustes finanzielle Absicherung und effektive Jobvermittlung gewährleistet.

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